Ach Liebe, die Liebe, bist nicht beständig, so wie das Wasser zwischen den Ufern. Das Wasser fließt, die Liebe vergeht, so wie die Blätter des Rosmarins.
Mährisches Volkslied
Unter dem Titel LIEBESLIEDER AUS DEM KOFFER begann das Projekt 2004 mit einer Reise zu einem Performance-Festival nach Poznań, Polen.
Mit 7 mährischen Liebesliedern im Koffer zog ich los und sang zum kunstvollen Mezzosopran, der zu Klavierbegleitung aus dem Koffer drang.
Melancholie, Sehnsucht, Abschied und Aufbruch klangen aus den tschechischen Weisen, die der Komponist Leoš Janáček um die Jahrhundertwende gesammelt, bearbeitet und so zur Kunst erhoben hatte.
Ich sang mit in einer Sprache, die ich verstand: dem Klang. So wurde aus dem
Kunstlied wieder eine Volksweise, die durch einfaches Mit- und Nachsingen überliefert wird. Während des Mitsingens schrieb ich Liebesbriefe oder Liebesgedanken auf Postkarten, verschloss diese in einem Umschlag und warf sie in den Koffer.
Die Performance endete immer mit der Bitte an das Publikum, dem Koffer einen Liebesbrief auf seine Reise mitzugeben. In Ausstellungen wurde diese Aufforderung durch entsprechende Beschriftung kommuniziert.
Über 7 Jahre hinweg führte mich der Zufall in 7 Städte außerhalb meiner Heimatstadt. Fast eine Odyssee, denn zu manchen Zeiten schien die Liebe zu schlafen, dann verschwunden zu sein, verzaubert, verhext - um plötzlich und manchmal unerwartet wieder aufzuwachen: in einer Galerie, einem Museum, im Atelier, am Bahnhof, auf einem öffentlichen Platz, im Café oder einem Park; auf Festivals, Ausstellungen - und auf meiner Hochzeit.
Hör zu, hör zu,
was ist das für ein Brausen?
Läuten vielleicht die Glocken
oder schlägt der Ahorn aus?
Es läuten keine Glocken, es schlägt kein Ahorn aus,
mein Mädchen nimmt Abschied
von seinem Liebsten.
Mährisches Volkslied
Fotos: (c) Thorsten Keller |
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